Mikrofonierung bei Live-Auftritten
Wenn man eine Cajon live abnehmen möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie ein oder mehrere Mikrofone platziert werden können. Es sind Mikrofonierungen von vorne (Positionierung vor der Schlagfläche), von hinten (Positionierung vor dem bzw. am Schallloch) und im Innern der Cajon denkbar.
Live-Abnahme mit einem Mikrofon am Schallloch
Befestigung des Mikrofons am Schallloch
Für die Abnahme am Schallloch kann man das Mikrofon mithilfe einer Klammer/Halterung direkt am Schallloch befestigen. Der Vorteil im Vergleich zur Abnahme mit einem Mikrofon, das an einem Stativ in der Nähe des Schalllochs befestigt wird, ist der, dass das direkt am Schallloch angeklemmte Mikrofon immer die gleiche Position zur Schallquelle beibehält, auch wenn die Cajon gekippelt wird oder während des Spiels einmal leicht in ihrer gesamten Position verrutschen sollte.
Welches Mikrofon?
Das Shure SM57-LCE gilt als Klassiker unter den Instrumentenmikrofonen und ist aufgrund seiner Konstruktion (dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik) für die Abnahme von Cajons prädestiniert. Die Nierencharakteristik sorgt dafür, dass die Schallwellen der Cajon optimal aufgefangen werden, während Geräusche außerhalb bzw. hinter der Cajon reduziert werden und gleichzeitig ein hohes Maß an Rückkopplungssicherheit (ein Must-have auf Live-Bühnen!) gewährleistet ist. Dabei werden durch den Frequenzgang des SM57 sowohl die tieferen Bassfrequenzen als auch die höheren Snaretöne ausgewogen aufgenommen.
Live-Abnahme mit zwei Mikrofonen an Schallloch und Schlagplatte
Optimale Soundausbeute
Sehr häufig wird für Live-Abnahmen die Kombination "Schallloch + Schlagplatte" gewählt, um mithilfe zweier Mikrofone sowohl eine optimale Ausbeute der Bässe (Schallloch) als auch der Mitten und Obertöne (Schlagplatte) zu erreichen. Die Anteile der Bässe und Obertöne im Gesamtsound können dann im individuell bevorzugten Verhältnis zusammengemischt werden.
Tiefe Bassfrequenzen am Schallloch
Für die Abnahme am Schallloch bietet sich ein robustes und gegenüber anderen Schallquellen unempfindliches Tauchspulenmikrofon mit Nierencharakteristik an, das auf die Abnahme tiefer Bassfrequenzen abgestimmt ist. In Frage kämen da etwa das Sennheiser e 902, das Shure Beta 52A oder das AKG D112 MKII. Das Mikrofon kann dann entweder mit einer Klemme direkt am Schallloch montiert oder mithilfe eines Stativs in etwas Entfernung zum Schallloch positioniert werden. Je weiter die Entfernung des Mikrofons zum Schallloch ist, desto basslastiger wird der resultierende Sound. Ein gängiges Maß für die Stativ-Variante ist ein Abstand zwischen Mikrofon und Schallloch von etwa 20 cm.
Bewegungsfreiheit an der Schlagplatte
Um zusätzlich die Schlagplatte von vorne mit einem zweiten Mikrofon abzunehmen und damit gezielt die höheren Frequenzen und "knallenden" Snare-Effekte einzufangen, wird vor der Schlagplatte ein Stativ platziert, das auf jeden Fall mindestens so viel Abstand zur Cajon aufweisen muss, dass der Cajon-Spieler nicht in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Gängige Werte liegen hier zwischen 20 bis 30 cm. Das Mikro am Stativ wird dabei auf den oberen Bereich der Schlagplatte ausgerichtet.
Unterschiedliche Klangbilder austesten
Je nachdem, in welchem Abstand und Winkel Stativ und Mikrofon zur Schlagplatte positioniert werden, ergeben sich unterschiedliche Klangbilder, die man am besten einfach austestet, um den für sich optimalen Sound zu erhalten. Auch für die Abnahme von vorne bietet sich wieder ein dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik an, wie zum Beispiel das Shure PGA56-XLR, das speziell für die Abnahme von Snares und Toms konzipiert wurde, das Shure SM57 – ebenfalls als Snare-Mikro sehr beliebt – oder Alternativen anderer Hersteller wie das Sennheiser e 904 oder das Pronomic VM-57.
Live-Abnahme mit einem Mikrofon per Innenabnahme
Wird das Mikrofon im Innern der Cajon fixiert, hat dies – wie beim Anklemmen des Mikrofons am Schallloch – den Vorteil, dass beim Kippeln der Cajon die Position des Mikros zum Schallloch und zur Schlagfläche trotzdem immer gleich bleibt. Gleichzeitig handelt es sich um eine unkomplizierte bzw. rasch umsetzbare Mikrofonierungsvariante.
Grenzflächenmikrofone
Für die Innenabnahme eignen sich sogenannte Grenzflächenmikrofone besonders gut. Sie können sehr einfach im Innern der Cajon auf dem Boden (am besten mit einer Schaumstoffunterlage) platziert werden. Die spezielle Bauform des flachen Grenzflächenmikrofons führt dazu, dass die gegebenen akustischen Eigenschaften ideal ausgenutzt werden.
Ein Grenzflächenmikrofon, das sehr populär für die Innenabnahme von Cajons ist, ist das Shure Beta 91A. Es ist besonders gut geeignet, um Bassdrums und andere tieffrequente Instrumente – und somit auch die Cajon – abzunehmen und liefert zusätzlich zum druckvollen Bass auch einen ausgeglichenen Snaresound. Natürlich eignen sich auch die Alternativen anderer Hersteller, zum Beispiel das Sennheiser e 901.
Mikrofonierung im Studio
Studio-Abnahme mit mehreren Mikrofonen an Schallloch und Schlagplatte sowie Overhead
Andere Bedingungen als auf der Bühne
Für die Mikrofonierung im Studio bietet sich die differenzierte Abnahme mit zwei oder mehr Mikrofonen (zum Beispiel auch in Kombination mit Overhead-Mics) an. Da (anders als bei Live-Auftritten) keine anderen Instrumente/Schallquellen als Störfaktoren berücksichtigt werden müssen, können – und dies ist vor allem für die Schlagplatten-Abnahme interessant – gezielt auch die im Vergleich zu dynamischen Mikrofonen empfindlicheren Kondensatormikrofone eingesetzt werden.
Schlagplatte/Snare-Sound
Kondensatormikrofone nehmen Höhen besser auf als dynamische Mikrofone und sind damit für die Abnahme des Schlagplatten- bzw. Snaresounds sehr gut geeignet. Ein Beispiel für ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon wäre das AKG Blue Line C391 B, bei dem die Kapsel bei Bedarf auch gegen andere Kapseln mit anderen Richtcharakteristiken ausgetauscht werden kann. Großmembranmikrofone vor der Schlagfläche sorgen alternativ für einen besonders warmen und vollen Sound.
Abnahme am Schallloch
Das Mikrofon, das hinter der Cajon platziert wird, sollte für die Abnahme tiefer Frequenzen geeignet sein. Passend sind hier zum Beispiel die dynamischen Mikrofone, auf die auch schon im Zusammenhang mit einer Live-Abnahme im Absatz „Tiefe Bassfrequenzen am Schallloch“ eingegangen wurde.