Klangerzeugung bei akustischen und bei E-Streichinstrumenten
Wie auch bei anderen Instrumenten – das bekannteste Beispiel sind wahrscheinlich Gitarren – gibt es bei den Streichinstrumenten solche, die rein akustisch "funktionieren" und andere, die elektronisch verstärkt werden.
Bei akustischen Streichinstrumenten werden die Schwingungen, die über Bogen und Saiten erzeugt werden, auf den hohlen Instrumentenkorpus übertragen, wo dann die Tonerzeugung und Verstärkung im Resonanzkörper stattfindet.
E-Streichinstrumente verfügen hingegen über einen integrierten Tonabnehmer, der die Schwingungen, die über Bogen und Saiten erzeugt werden, als Audiosignale beispielsweise an einen Instrumenten-Verstärker weitergibt. Die Töne werden damit also nicht über den Instrumentenkorpus hörbar/laut gemacht, sondern über Verstärker und Lautsprecher.
Erzeugung der Saitenschwingung mit dem Bogen
Streicht man mit dem Bogen über eine Saite, wird (im Gegensatz zum punktuellen Zupfen einer Saite) ein länger andauernder Ton erzeugt. Der Bogen wird so geführt, dass er auf der Saite vor- und zurückgleitet.
Während des Streichens in eine Richtung haftet die Saite bis zu einem gewissen Punkt am Streichbogen. Sie wird mit der Bewegung des Bogens in eine Richtung gezogen und damit solange in die Bogen-Bewegungs-Richtung gespannt, bis die Spannung zu groß wird, die Saite sich aus der Bogenhaftung löst und zurückschnellt. Dieser Prozess wiederholt sich während des Streichens permanent – und zwar n einer Schnelligkeit, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar ist.
Die angestrichene Saite schwingt dauerhaft, aber sie schwingt nie vollständig aus, solange sie mit dem Bogen "bearbeitet" wird. Dieser Vorgang wird "Reibschwingung" oder "Stick-Slip-Effekt" (to stick = hängenbleiben, to slip = abrutschen) genannt und erzeugt einen charakteristischen, obertonreichen Klang.
Optimale Unterstützung durch Kolophonium
Um den Stick-Slip-Effekt optimal zu unterstützen, wird der mit Pferdehaar bespannte Bogen regelmäßig mit Kolophonium eingestrichen. Kolophonium ist ein Harzprodukt, das für eine gute Haftung der Bogenbespannung an der Saite sorgt.
Je dicker die Saiten eines Streichinstrumentes sind (zum Beispiel Kontrabass im Vergleich zu Geige), desto weicher ist in der Regel das Kolophonium, mit dem der zugehörige Streichbogen bestrichen wird, da weicheres Kolophonium für mehr Haftung sorgt als weniger weiches. Nach längerer Zeit kann es passieren, dass das Kolophonium austrocknet. Dann ist es an der Zeit, sich ein neues Stück Kolophonium zu kaufen, da sonst die Klangqualität leiden könnte.
Wissen kompakt Wie viel Kolophonium?
Am besten kolophoniert man seinen Streichbogen vor jedem Üben, im Idealfall also ruhig täglich. Die Haare des Bogens müssen zum Kolophonieren gespannt sein. Sowohl am Frosch als auch an der Spitze fährt man mit den Haaren mehrmals mit leichtem Druck über das Kolophonium, danach bewegt man die gesamte Bogenlänge drei- bis viermal über das Kolophonium.
Solange man keinen Widerstand zwischen den Haaren und dem Kolophonium spürt (zum Beispiel bei einem neuen Bogen), hat man noch nicht ausreichend Kolophonium aufgetragen. Kolophoniert man seinen Bogen bzw. das Bogenhaar zum ersten Mal, kann es länger dauern, bis das Bogenhaar ausreichend mit Kolophonium "versorgt" ist! Solange der Bogen noch nicht funktioniert, also keinen Ton erzeugt, heißt es deshalb: munter weiterkolophonieren!
- 1. Einleitung
- 2. Violine (Geige)
- 3. Viola (Bratsche)
- 4. Violoncello (Cello/kleine Bassgeige)
- 5. Kontrabass (große Bassgeige)
- 6. Vergleichstabelle Streichinstrumente
- 7. ausgefallene Streichinstrumente
- 8. Aufbau von Streichinstrumenten
- 9. Klangerzeugung
- 10. Saiten
- 11. Bogen
- 12. Pflegetipps und -tricks
- 13. Instrumentengrößen nach Alter