Im Sommer dieses Jahres kam das Signature-Bariton „Thomas Zsivkovits“ von Cerveny auf den Markt. Es kombiniert Designelemente und Produktionstechniken aus der goldenen Ära der traditionellen tschechischen Blasinstrumentenherstellung mit innovativen und ergonomischen Features. Unser Kollege Christian Mayr hat sich mit Thomas Zsivkovits aka „Schiffko“ über das neue Instrument unterhalten.
Thomas, Du bist schon seit langer Zeit Cerveny-Enthusiast und spielst auf Cerveny-Instrumenten, richtig?
Ja, etwa seit Mitte der 1990er Jahre. Mein großes Vorbild war und ist immer noch Pavel Skocik. Er hat bis ca. 2000 bei „Gloria“ Tenorhorn gespielt. Dieser Sound und diese Phrasierung haben mich einfach komplett verzaubert und musikalisch sehr beeinflusst. Außerdem ist Cerveny ein Traditionsbetrieb mit langer Firmengeschichte. Da kommt nix aus China und das mag ich.
Und Dein Vorbild Pavel Skocik hat auf Cerveny gespielt …?
Ja, Pavel hat immer ein Cerveny 731 mit Trigger am ersten Ventil gespielt. 1999 habe ich beim Bläserurlaub in Bad Goisern ein 531er probiert, da habe ich sofort mein damaliges Instrument in Zahlung gegeben und das Cerveny mitgenommen (lacht). Leider habe ich es zehn Jahre später verkauft, was ich bis heute bereue.
Du warst in die Optimierung Deines CEP 531 Baritons involviert. Warum eigentlich gerade das 531 als Grundlage?
Ich habe im Laufe der Zeit viele alte Amati- und Cerveny-Baritone gespielt, modifiziert etc. – auf das 531 mit Messingmaschinenstock bin ich immer wieder zurückgekommen. Das war und ist für mich in Sachen Blaswiderstand, Sound und Flexibilität das Beste!
Die Maschine beim neuen 531 TZ ist wieder komplett aus Messing, auch die Schraubdeckel. Zudem sind diese Inbuseinstellschrauben endlich Geschichte! Aus Gründen der Haltbarkeit bestehen die Innenzüge aus Neusilber und der Hauptstimmzug aus Rotmessing – außerdem sieht es cool aus (lacht)!
Das Blech ist wieder so dünn wie bei meinem alten 531er und das Instrument schwingt echt richtig gut! Man kann mit dem Klang sehr viel machen, von dunkel bis richtig strahlend. Der Trigger am 1. Ventil gibt für das Feintuning ausreichend Flexibilität und ist meiner Meinung nach mit dem rechten Daumen einfacher zu bedienen als mit dem linken.
Ich würde mein neues 531 TZ mit einem Oldtimer vergleichen: es ist einfach ein Klassiker – jedoch mit moderner Technik versehen.
Du warst ja sogar bei der Produktion im Werk hautnah dabei. Darf das jeder oder braucht man dafür eine Sondergenehmigung? 😊
Dass so eine Firma wie Cerveny an mich herangetreten ist und gefragt hat, ob ich mit ihnen etwas Neues bauen möchte, finde ich cool! Die Verantwortlichen bei Cerveny wollten unbedingt, dass ich vorbeikomme und meinen Input einfließen lasse. Diese Einladung habe ich natürlich sehr gerne angenommen.
Du spielst Dein CEP-531-4T TZ unlackiert. Das Serieninstrument kommt jedoch lackiert. Weil es pflegeleichter ist und viele Musiker lackierte Instrumente bevorzugen?
Ja, genau. Meine Instrumente sind alle unlackiert. Die Patina finde ich schön und ist bei jedem Instrument bzw. Musiker anders. Aber natürlich verstehe ich, dass die meisten Musiker ein lackiertes Instrument bevorzugen.
Bitte ein paar Worte zum Mundstück. Welches spielst Du? Was ist Deine Empfehlung?
Ich hab‘ viele, aber nur einen Rand, den ich bei allen verwende. Ein klassisches 6½er oder ein Schilke 50 sind eine ausgezeichnete Wahl für ein Cerveny, finde ich.
Was sagen die Musiker in Deinem Umfeld zum neuen Instrument – aktuell vor allem die Kollegen bei der Blasmusik Supergroup?
Es hat ihnen, glaube ich, ganz gut gefallen. Es gab ab der ersten Probe an keine Sound- oder Intonationsprobleme. Hinhören musst Du eh mit jedem Instrument. Ich habe mich aber mit dem neuen Bariton gleich sehr wohlgefühlt. Es ist wirklich leicht zu spielen und stimmt meiner Meinung nach sehr gut. Und in diesem Preissegment finde ich es sowieso unschlagbar.
Wem würdest Du zu Deinem Bariton raten, bzw. empfehlen, es zumindest mal anzuspielen?
Schau mal, wir haben mit der Blasmusik Supergroup Märsche, Polkas, Walzer, Ouvertüren, Filmmusik und Swing gespielt. Ich denke, damit deckt es schon mal einen riesigen Bereich ab. Ich würde das Bariton aber auch für richtig große sinfonische Blasmusik, für den Musikverein oder für kleine Blaskapellen und sogar für Tanzlmusi hernehmen. Können tut es das alles – es kommt immer nur darauf an, wer wie hineinbläst … 😉
Über Thomas Zsivkovits
Ab 1996 besuchte Thomas Zsivkovits den Vorbereitungslehrgang Posaune bei Professor Erik Hainzl (Tonkünstler-Orchester Niederösterreich) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Expositur Oberschützen. Von 2002 bis 2003 wurde er von Gastprofessor Harald Matjacic (Wiener Volksoper) unterrichtet. Im März 2003 schloss er die 1. Diplomprüfung im Konzertfach „Posaune“ mit Auszeichnung ab.
Seinen Wehrdienst leistete Zsivkovits bei der Militärmusik Burgenland in Eisenstadt ab. Anschließend wurde er vom renommierten Bassposaunist der Wiener Philharmoniker, Prof. Johann Ströcker, unterrichtet. Die nachfolgende Diplomprüfung der IGP Klassik im Fach Posaune schloss er mit „ausgezeichnetem Erfolg“ ab. Den Bachelor-Abschluss im Konzertfach Posaune erlangte er 2007, den Master of Arts 2008.
„Schiffko“ hat sich als Blechbläsersolist (Tenorhorn, Bariton, Posaune, Basstrompete) sowie als Komponist und Arrangeur in der Blasmusikszene im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht. So war er Gründer und Leiter der legendären „Blaskapelle Tschecharanka“ und Mitglied bei „eine kleine dorfMusik“, zudem wirkt er in verschiedenen Formationen und Projekten im Bereich Jazz und Popularmusik.
Aktuell unterrichtet Thomas Zsivkovits „Tiefes Blech“ an der Johann Sebastian Bach Musikschule in Wien und an der J.M. Hauer Musikschule in Wiener Neustadt. Er spielt bei Thomas Ganschs Blasmusik Supergroup und spricht in seinem Podcast „Schiffkos Music Talk“ mit Blasmusik-Legenden und Musikschaffenden.