Der Stummfilm und die Musik

Nachdem die UFA und das Medienunternehmen Bertelsmann bereits im August gemeinsam zu den vierten UFA Filmnächten in Berlin geladen hatten, dürfen sich Liebhaber des Stummfilms nun erneut freuen: vom 15. bis 17. September werden die „UFA Film Nights“ in der Europa-Metropole Brüssel präsentiert.

Gezeigt werden in Brüssel Filme aus dem goldenen Zeitalter des Stummfilms: Den Anfang macht „Das Cabinet des Dr. Caligari“, ein Meisterwerk der expressionistischen Filmkunst der Weimarer Jahre. Begleitet wird der Film von der Brüsseler Philharmonie unter Leitung von Timothy Brock, der eigens für die restaurierte Fassung eine neue Musik komponierte. Es folgt der halbdokumentarische Stummfilm „Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder aus dem Jahr 1930. Die musikalischen Akzente setzt der Hamburger DJ Raphael Marionneau. Zum Abschluss werden die beiden russischen Filmklassiker „A sixth part of the world“ (1926) und „The eleventh year“ (1928) von Dziga Vertov gezeigt, musikalisch begleitet von der Michael Nyman Band aus London.

Besonderheiten des Stummfilms
Der Stummfilm entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wurde als solcher aber erst so bezeichnet, nachdem sich in den 1920er Jahren der Tonfilm durchzusetzen begann. Stummfilme üben auf ihre Fans bis heute eine besondere Magie aus. Zum einen zeichnen sich Stummfilme dadurch aus, dass sie aufgrund der nicht vorhandenen (sprachlichen) Vertonung grundsätzlich länder-und sprachenübergeifend funktionieren, also global verständlich sind. Zum anderen wurden Stummfilme seit jeher musikalisch untermalt und mit Hilfe der Musik in hohem Maße Spannung und Stimmung eines Films mitbestimmt.

Musikalische Untermalung des Stummfilms
Wie auch heute noch üblich, gab es damals für zahlreiche Stummfilme eigene Filmmusik-Kompositionen. Im Vergleich zu heutigen Filmen, bei denen die musikalische Untermalung ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Stellung einnimmt, bestimmte die musikalische Begleitung die Handlung in weitaus höherem Maße. Denkt man an Stummfilme, fallen einem wohl als erstes die typischen, den Stummfilm begleitenden, Klavierspieler ein, die im Kino mit ihrem Piano vor oder neben der Leinwand saßen und live begleiteten, was das faszinierte Publikum auf der Leinwand sah. Bei diesem Bild des Kino-Klavierspielers handelt es sich allerdings ein Stück weit auch um ein Klischee. Natürlich gab es sehr viele dieser „ein Mann am Klavier“-Vorstellungen, aber in den Fällen, in denen Stummfilme im Rahmen großer Shows oder Veranstaltungen vorgeführt wurden, engagierte man durchaus auch größere Orchester mit hochqualifizierten Musikern, um für eine erstklassige musikalische Untermalung des Films zu sorgen.

Beispiel der Pianobegleitung bei Stummfilmen:
aus „Der letzte Mann“ von Friedrich Wilhelm Murnau (1924)

Der Mann am Klavier – nicht immer allein
Das Piano eignete sich für die musikalische Begleitung ausgesprochen gut, denn es verfügte über einen beträchtlichen Registerumfang – also einen großen Umfang an Tönen, Tonhöhen und Klängen – und konnte außerdem gut durch weitere Instrumente begleitet werden. So wurde der Stummfilmpianist beispielsweise von einem Schlagzeuger begleitet, der die Aufgabe hatte, Geräusche wie das Herabfallen eines Gegenstandes oder Ähnliches mit dem Schlagzeug zu imitieren oder zu betonen. Auch Instrumente wie das Harmonium, die Violine, das Cello oder die Trompete wurden als Erweiterung der stilistischen, musikalischen Mittel herangezogen.

Damals und heute
Auch heute werden teilweise noch Stummfilme produziert, bei denen die Filmschaffenden die stilistischen Eigenarten des Stummfilms als künstlerisches Ausdrucksmittel in den Vordergrund stellen. Der Mann am Klavier hätte heutzutage bei der Begleitung eines solchen Films übrigens dank der modernen Digitalpianos keinerlei Probleme mehr, trotz des Einbezugs von Schlagzeug, Violine und Co eine One-Man-Show durchzuziehen …

 

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Quellen:

http://www.bertelsmann.de/news-und-media/specials/ufa-filmnaechte

http://www.filmmusik.uni-kiel.de/kielerbeitraege4/KB4-Loll.pdf

http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=574622

http://de.wikipedia.org/wiki/Stummfilm

Foto:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chaplin_Mabels_Busy_Day.jpg?uselang=de

Letzte Aktualisierung:

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Von Jutta Kuehl

Jutta Kühl, PR und Texterin bei Musikhaus Kirstein GmbH.